Jemand …

… zu Hause ? Nach dem für dänische Verhältnisse fast schon quirligen Skagen, stehe ich nun auf der Insel Laesoe, ca. 30 Meilen südöstlich des Dänenkaps, und bin allein. Wirklich kein Schwein ist hier mehr unterwegs. Der Steg ist komplett von den Möwen zugedappt und aus lauter Not, tatsächlich der letzte Mensch auf Erden zu sein, bin ich eben mal in den örtlichen Minimarkt marschiert. Dort stand zumindest eine Oma am Brotstand und an der Kasse tat eine Wuchtbrumme Dienst, die mich misstrauisch beäugte. Die Marina ist naturgemäß auch komplett verwaist. Am Nachbarsteg stehen noch drei Boot im Wasser, die hier scheinbar überwintern. Die Toiletten und Duschen sind bis auf jeweils eine Einheit verrammelt und der Hafenmeister wird duch einen Automaten ersetzt. Einen Lichtblick gibt es allerdings, denn um die Ecke gibt es ein Spijselokal, welches sogar geöffnet hat und dem ich nachher mal einen Besuch abstatten werde.

Die Fahrt hierhin begann schon heute morgen um halb fünf. Um drei Uhr (!!) bin ich aus der Koje gekrochen, habe mich soweit fertig gemacht und die Leinen losgeworfen. Grund war der Wind, welcher nur heute ganz früh aus Westsüdwest blies und einen halbwegs vernünftigen Kurs nach Laesoe versprach. So war es dann auch, auch wenn die Brise längst nicht so stark war wie versprochen. Zur Erinnerung .. gestern abend pfiffen noch gute 40 Knoten durch den Skagener Hafen. Mittlerweile steht der Wind genau aus Süd und nimmt wieder zu. Also soweit erst mal alles richtig gemacht.

Was das Wetter im übrigen angeht, so habe ich es mir mit Petrus scheinbar irgendwie verscherzt. Ich traue mich schon fast nicht mehr neue GRIB-Daten zu laden, zu groß ist meine Angst vor neuen Hiobsbotschaften. Denn die Haupttendenz des Windes für die kommende Woche lautet Südwest. Nicht gut, gerade für meinen Generalkurs Richtung Süd. Hinzu kommt, das im Laufe der Woche mal wieder ordentlich was durchziehen soll. Boen von guten 30 bis über 40 Knoten sind gemeldet. Es wird also nichts mit dem gemütlichen absegeln der letzten Meilen, sondern ich muss vielmehr sehen, dass ich die kurzen Fenster nutze, um Strecke zu machen. Also werde ich morgen mal wieder in aller Frühe aufbrechen, um die Insel Samsoe zu erreichen. Das sind von hier gute 100 Meilen, etwaige Kreuzschläge nicht mitgerechnet. Das ist gleichbedeutend mit mindestens 20 Stunden segeln hart am Wind. Sontag steht der Wind dann zunächst genau aus Süd, weshalb ich dann einen Hafentag einplane. Montag dann erneut ein kurzes Fenster mit fast westlichen Winden. Dann will ich erneut versuchen so weit wie möglich nach unten vorzustossen. Ich will nur hoffen, dass es hinhaut. Es wär ja wirklch der Witz des Jahres, wenn ich es bis zum 21. nicht nach Fehrmarn schaffe und nur wenige Meilen entfernt alleine Bier trinken muss. Das darf nicht passieren :-).

Also drückt mir die Daumen, dass es passt. Bekanntlich ist zu dieser Jahreszeit ja immer noch viel Bewegung in den Wetterprognosen. Vieleicht wendet sich ja auch noch was zum Guten. Ahoi !

7 Kommentare

  1. Segel über Middelfahrt durch den kleinen Belt via Sonderburg, dann sollte es klappen
    Die Stürme fallen derzeit so besch… dass sogar das Mastlegen zum Abenteuer wird. Nur mal so nebenbei.
    Ich wünsche dir für die letzten Meilen alles Gute.
    Hochachtung vor deiner seglerischen Leistung – ich hätte nicht nur graue Haare, sondern längst die Krise gekriegt. Kenne die Gegend da gut…

  2. Moin
    Samsö herrlich gehst du nach Ballen
    Aber bestimmt auch leer gefegt.
    Aber den Tipp durch middelfart ist auch gut .
    So nun einen schönen Abend in deinem Kro
    Lg

  3. Hallo Guido,
    ich hatte mir vorgenommen, dich auf Fehmarn zu empfangen.(In Stavoren waren wir dabei)
    Am 22.10. habe ich in Schleswig, einen Krantermin bekommen und werde es leider nicht bis Fehmarn schaffen. Das Bier versuchen wir 2018 nach zu holen. Ich wünsche dir eine tolle Resttour und einen grandiosen Empfang. Du hast es verdient. Eine außergewöhnliche Leistung.
    Grüße Wolfgang

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