Guadeloupe II

Also dann, der dritte Versuch etwas zu schreiben. Ich hoffe, dass ich dieses mal meine schweren Finger koordiniert bekomme, um nicht wieder alles zu löschen.

Ich sitze im Cockpit von Carpe. Die Sonne ist (endlich) untergegangen und schon erwacht rundherum das Leben. Es klingt wirklich pardox. Aber die Sonne ist tagsüber echt ein Feind jeglicher Aktivität. Zwischen 11 und 17 Uhr passiert hier in der Marina nicht wirklich viel. Nur ganz früh morgens und eben jetzt wird an den Booten gewerkelt und geschraubt. Selbst die Kinder halten sich während der Mittagshitze auffällig mit ihren Spielen zurück.

Gerade eben hat am Steg gegenüber eine absolute Megayacht festgemacht. Sicher gute 40 Meter lang. Unfassbar mit welcher Eleganz der Skipper das Ding an die Pier gefahren hat. Eine Mooring gibt es für solche Apparrate nicht mehr. Also mit fallendem Anker rückwärts an die PIer und dann Leinen übergeworfen. Echt cool. Gerade wenn ich bedenke, wie ich manchmal im Hafen herumeiere. Gerade wenn es böig von der Seite bläst.

Nun denn. Ich bin in der Zwischenzeit so richtig auf Guadeloupe angekommen. Der erste Eindruck war leider nicht so prickelnd. Erstens war ich trotz der doch deutlich kürzeren Etappe von Martinique hierhin doch ordentlich kaputt und zweitens wies mir der Hafenmeister erst mal einen Platz in der hintersten Ecke der Marina zu. Dort lag ich quasi am Steg der angeschlossenen Werft, wo außer mir wirklich niemand war. Rundherum hörte man nur hämmern, sägen und bohren. Der Weg zur Capitainerie und zu den Duschen war zudem ein halber Gewaltmarsch, da ich dafür zunächst um das komplette Hafenbecken herumlatschen musste. Bei der Capitainerie angekommen, stand mein Entschluss fest. An diesem Platz wollte ich nicht bleiben.

Mein Wunsch nach einem Platz am sehr ansehnlichen und zudem zentralen Besuchersteg 6, wurde zunächst abgelehnt. Merkwürdig. Lagen dort doch bereits jede Menge Yachten aus aller Herren Länder und die ein oder andere Lücke konnte ich auch ausmachen. Also setzte ich alles auf eine Karte und sagte, dass ich dann wieder abfahren würde. Und siehe da … der etwas muffelige Hafenmeister lenkte ein und sogleich war ein Platz am mondänen Steg 6 verfügbar. In der Zwischenzeit glaube ich zu wissen, warum man mich hier zunächst nicht haben wollte. Bin ich mit meiner 32 Fuss Bavaria doch mit Abstand das kleinste Boot hier. Runderherum liegen ausschließlich Boote im Bereich von etwa 50 bis hin zu über 70 Fuss. Alles sehr gepflegte und mondäne Yachten, zu denen ich vielleicht nicht so ganz gepasst habe. Allein die Ausrüstng so mancher Yacht lässt einen mit den Ohren schlackern. Ich glaube allein die an der Reling hängenden Außenborder am Steg gegenüber, wiegen den Wert all meines maritimen Besitzes locker auf. Mein unmittelbarer Nachbar hat beispielsweise eine elektrische Gangway die er per Fernbedienung ein- und ausfahren kann, um so sich und seiner Holden den Zutritt zu einer 60er Amel Ketch zu verschaffen. Meine Güte was hatte seine Frau eine Angst um ihr Boot als ich mich hier vorgestern rückwärts zwischen ihn und meinen Steuerbord-Lieger quetschte. Und das obwohl an seinem Bot etwa 46 Fender an beiden Seiten ausgebracht waren. Seine seemännisches Geschick hat der dann beim annehmen meiner Leine unter Beweis gestellt. Anstatt diese direkt auf der Klampe zu belegen und mir so das eindampfen mit Vorwärtsfahrt zu ermöglichen, fummelte er die Leine umständlich durch die Klampe und warf Sie mir sogleich zurück an Bord. Na ja .. am Ende ist alles gut gegangen.

Der Hafen hier ist eigentlich ganz nett. Wie gesagt mitunter sehr mondän und was die abendliche Unterhaltung angeht absolut zweitgeteit. Während es auf „meiner“ Seite sehr ruhig ist, geht nur wenige Schritte um die Ecke der Punk ab. Zahllose Kneipen, Restaurants und Bars locken hier mit ihren Angeboten. Die Preise sind allerdings gesalzen. Für ein Gezapftes werden gerne schon einmal 6,50 EUR aufgerufen. Bier trinken war in Frankreich eben schon immer etwas teuere ,-). Das Essen ist zwar OK aber leider auch in der Preislage. Aber wurscht. Ich will und kann hier ohnehin nicht jeden Abend essen gehen. Muss ja irgendwann mal meine ganzen Tütengerichte wegbekommen ,-).

Der Schlag nach Guadeloupe lief problemlos und schnell. Gegen 11 Uhr bin ich nach kurzem Diesel bunkern und einem Schwätzchen mit deutschen Seglern (SY KIARA) aus Le Marin augelaufen. Kaum aus der Bucht dann gleich das erste mal ausweichen, obwohl ich der Kurshalter war. Um die KVR schert sich hier wirklich keine Socke. Also lieber immer schön defensiv fahren. Leider bin ich wohl etwas zu dicht unter Land gefahren. 8 Meilen Abstand zur Küste waren offenbar nicht genug, denn der Wind wechselte immer wieder munter zwischen 5-6 Beaufort und dann wieder 0-1 Windstärken. Sicher 3 oder 4 mal habe ich kurz den Diesel angeschmissen, um das nervige schlagen im Rigg zu beenden. Meist genügten dann 15 Minuten Motorfahrt , um in das nächste WIndfeld zu fahren und sogleich wieder gute 5-6 in die Segel griffen. Der Verkehr hielt sich in Grenzen. Nur das ein oder Kreuzfahertschiff kam mir in der Nacht auf. Besonders nah kamen mir dabei die THOMSON DREAM und die COSTA MAGICA, offenbar ein Schwesterschiff der unlängst havarierten COSTA CONCORDIA. Ansonsten war es ruhig. In der Nacht hat es fast druchgehend geregnet,was zum einen ziemlich ungewöhnlich und für das immer wieder notwendige Wache gehen etwas unangenehem war. Geschlafen habe ich auch wieder kaum. Im Grunde gar nicht. Von daher wahrscheinlich auch meine relativ ausgeprägte Erschöpfung. bei der Ankunft. Das wird sich auf dem offenen Atlantik hoffentlich wieder verbessern.

Gegen 10 Uhr – also ziemlich genau nach 24 Stunden – lief ich dann hier in der Marina Bas-du-Fort ein. Am Steg winkte bereits Gero. Eine Segler den ich über Törn.de kennengelernt habe und der mit seinem Kumpel Gunther und anderen Freunden hier unterwegs war. Nach dem erneuten anlegen bzw. umparken, lernten wir uns dann auch kurz persönlich kennen, was sich echt nett fand.

Eine kleine Anekdote gibt es noch zu erzählen. Vor dem „umparken“ gab es für mich nämlich noch eine kleine Geduldprobe. Nachdem der Hafenmeister mich nun doch gebeten hatte, an Steg 6 festzumachen, ging ich wieder den ganzen Weg zu Carpe am Werft-Steg. Leider kam ich aber garnicht dort hin. Denn das Werftgelände, welches ich dafür durchqueren musste, hatte zwischnzeitlich die Pforten geschlossen. Zurück zur Capitainerie wollte ich nicht mehr. Schnauze voll. Also wartet ich eine gute Weile bis ein Bootseigner daher kam und mir mit seinem Schlüssel Zugang zur Werft verschaffte. Endlich bei Carpe angekommen, war vom Hafenmeister weit und breit nichts zu sehen. Dieser sollte noch meine Mooringleine an der Boje loswerfen, damit ich losfahren kann. Nach weiteren 15 Minuten wartens in der Mittagshitze reichte es mir dann. Ich schnitt meine ohnehin viel zu lange Mooringleine mit einem Messer ab. Den Rest der Leine öieß ich einfach an der Mooringboje als Andenken zurück. Ihr merkt schon. Das Ankommen und finden meines letztendlichen Liegeplatzes war ein bißchen stressig. Aber Ende gut, alles gut.

Heute morgen habe ich mir einen kleinen Mietwagen besorgt. Ein Chevrolet Sparck. Etwa so gross wie ein Schuhkarton aber dafür unglaublich viel Platz. Selbst ich Riesenkamel passe da recht passabel rein. Mit meinen neuen Renner bin ich dann heute erstmal nach Point-à-Pitre, der quirlligen Hauptstadt von Guadeloupe, gefahren. Neben einigen großen Verkehrsadern gibt es dort unzählige kleiner Straßen und Plätze mit Märkten, Unmengen von Geschäften und viel Alarm. Hier erledigte ich zunächst ein paar kleinere Einkäufe, bevor ich mich meinem Hauptvorhaben, nämlich der Suche nach einem Gopro Akku zuwandte. Irgendwann habe ich dann auch tatsächlich einen großen Elektromarkt gefunden. Gopros oder Akkus gab es dort allerdings keine. Der Händler machte mir zudem kaum Mut, mit meiner Suche auf der Insel erfolgreich zu sein. Seines Wissens, würde das ganze Gopro Gedöns hier nur online verkauft werden. Einen Tipp habe ich allerings noch im Petto. Darum werde ich mich dann nmorgen mal kümmern. Ansonsten weiß ich es auch nicht. Der Akku scheint auch nicht völlig im Eimer sein. Möglicherweise habe ich auch nur ein kleines Softwareproblem bei der Gopro. Denn selbst der als „LEER“ blinkende Akku hält immerhin noch gute 20 Minuten. Das habe ich gestern getestet. Das entspricht in etwa der Leistung eines voll geladenen Akkus. Merkwürdig … aber mir solls am Ende wurscht sein. Hauptsache es klappt irgendwie.

Nach meinem Ausflug in den Großstadt-Trubel ging es noch auf eine kleine Erkundungsfahrt auf den rechten Teil des zweigeteilten Hauptarchipels von Guadeloupe. Dort fand ich nach einer Weile den „Plage petite Havre“. Eine tolle kleine Bucht mit weissem Strand und Palmen. Dort habe ich dan den Rest des Nachmittags im Schatten verplempert bevor es zurück zu Carpe ging.
Nun werde ich also noch etwa eine Woche hier bleiben und mal die Wind- und Wetterverhältnisse auf meiner geplanten Route beobachten. Sollte es passen, werde ich wohl am kommenden Wochenden oder zu Beginn der nächsten Woche in See stechen. Dann heisst es, knapp leine Woche hoch am Wind nach Nordost zu bolzen, um dann auf rechtdrehende Winde zu hoffen. Hoffentlich bleibe ich von eIner größeren Flaute in den Rossbreiten verschont. Für alle Fälle habe ich allerdings insgesamt 10 Liter Diesel an Bord verstaut. Das sollte reichen. Segeln wäre natürlich schöner.

An Carpe selbst gibt es Gott sei es gedankt keine größeren Baustellen mehr. Alles ist soweit klar. Nur hier und da muss nochmal ran. Heute morgen ist beispielsweise die Pumpe meiner Toilette undicht geworden. Ich hoffe mal, dass ich das nich irgednwie gefixt kriege.

OK .. das solls auf die Schnelle gewesen sein. Mir fällt auch gerade nichts mehr ein. An dieser Stelle erneut mein Dank für die vielen netten Nachrichten und die Spenden für Carpes Bordkasse. Horridoh und auf bald … Euer Lieblings-Skipper ,-)).

7 Kommentare

  1. Dann drücken wir mal die Daumen! Ben möchte übrigens wissen, ob du genug Proviant dabei hast und ob du einen Mülleimer an Bord hast, weil man Müll ja nicht ins Meer werden darf :-) ach, und wer dir an Ostern Ostereier versteckt?

    • TSo viele Fragen am frühen Morgenb ,-). Also Ben, dass ist folgendermaßen. Essen und Trinken habe ich ausreichend an Bord. Selbst wenn meine Reise doppelt so lang wie geplant werden sollte, müsste das sicher reichen. Was den Müll angeht, hast du natürlich recht. Denn den darf man tatsächlich nicht ins Meer werfen. Das wäre ja noch schöner. Ich habe zwar keinen so großen Mülleimer an Bord. Dafür aber jede Menge Müllsäcke und Tüten, in denen ich den Müll verstauen kann bis ich ihen an Land in eine Tonne werfen kann. Am besten versucht man gleich von vorneherein, möglichst wenig Müll zu produzieren. Tja und mit den Ostereiern .. das weiss ich auch nicht. Vielleicht lässt sich ja Neptun mal blicken und übernimmt das für den Osterhase. Bis demnächst .. de Patengage !

  2. Ahoi!

    Ersteinmal auch von mir ein herzliches Dankeschön für die tolle Berichterstattung!
    Seit wenigen Tagen schaue ich nun mal mit auf´s Wetter und ich könnte mir gut vorstellen das du Montag nach dem Aufstehen die Leinen lösen wirst. Ganz stabil, aber für den Absprung doch brauchbar. Meine Hauptquelle ist: http://www.passageweather.com/
    Bin gespannt was die anderen Wetterrouter dir empfehelen ;-)

    Sonnigen Gruß aus Kiel & noch einige schöne Tage in der Karibik!
    Timo

  3. liebe Guido,

    erhol Dich gut auf Guadeloupe, lade Deine Batterien auf und erzähl weiter, was Du so machst. Umgeben von Bergen ohne grösseres Gewässer in unmittelbarer Nähe, 0.5 Grad Morgentemperatur und einem langsam beginnenden Frühling, kann ich nur davon träumen, im Schatten von Palmen den Tag vorbei gehen zu lassen.

    Lass es Dir gut gehen.

    Ernst

  4. „Wer immer hinter dem Ofen sitzt,
    Grillen fängt und Hölzlein spitzt.

    Wer fremde Lande nie beschaut,
    der bleibt ein Narr in seiner Haut.“

    Das, lieber Guido, kann Dir nicht mehr passieren.
    Herzlichen Dank für den interessanten Bericht.

    Blue Lady

  5. Hallo Guido,

    habe Deine Videos gesehen und Part 3 auch gekauft. Gestern zum 3. Mal angeschaut. Finde es klasse wie Du das so machst. Die Rückreise wird sicher schwieriger, bin jedenfalls schon gespannt auch davon mal Videomaterial zu sehen.

    Ich selber habe weder Boot noch Geld und Zeit :-(
    Habe aber schon von Jimmy Cornell usw. Bücher gelesen. Zurzeit lese ich „Wetter auf See“… Sehr gutes Buch. Vielleicht tausche ich irgendwann mein Hobby Camping gegen ein Schiff.

    Damit es Dir nicht so langweilig wird schlage ich mal vor eine Schleppangel einzusetzen, oder magst Du keinen Fisch?

    Mast- u. Schotbruch

    Udo

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