Der Törn

Ein russisches Sprichwort sagt: „Лучше один раз увидеть, чем сто раз услышать“, was soviel heißt wie „Besser einmal gesehen als hundert Mal gehört“. Eigentlich eine ganz gute Beschreibung für das, was mich an diesem neuen Törn so reizte. Russland, das Baltikum, aber auch große Teile Skandinaviens hatte ich nämlich noch nie besucht. Irgendwie komisch, denn vom Rest der Welt habe ich doch schon so einiges gesehen. Die sicher schönen und ein Stück weit auch geheimnisvollen „Ost-Ziele“ direkt vor der eigenen Haustür, hatte ich dafür bislang vernachlässigt. Vielleicht das Ergebnis einer Kindheit im Kalten Krieg. Alles was da im Osten lag, war ja tendenziell eher bedrohlich und angsteinflössend. So wurde es mir in der Schule und von den Erwachsenen jedenfalls immerzu eingebläut. Im Westen war hingegen alles super, bunt und toll. Schon seit längerem ertappte ich mich aber immer wieder mal bei dem Gedanken, dass es ja vielleicht auch genau andersherum sein könnte. Neuigierig war ich auf jeden Fall. Was lag da also näher, als die Segel zu setzen und diese neuen Ziele vom Wasser aus zu erkunden.

Der Plan

Eine Seereise nach und vor allen Dingen durch Russland gehört zweifelsohne doch noch zu den eher ungewöhnlichen Törnzielen. Seit dem Ende des eisernen Vorhangs ist das natürlich schon viel besser und einfacher geworden. Dennoch war es bis vor einigen Jahren sehr schwierig und mit viel Aufwand verbunden, mit einem Sportboot nach Russland zu reisen. Visa, Sperrgebiete, Genehmigungen und vieles mehr galt es zu beachten. Ein Trip ins russische Binnenrevier war für ausländische Sportboote sogar lange Zeit verboten.

Auch heute gab es noch so einige organsiatorische Hürden zu nehmen. Ein Multi-Entry Visum musste her, Befahrensgenehmigungen eingeholt, Infos über notwendige Lotsen und etwaige Alternativen beschafft, Seekarten besorgt und die oft nur kyrillischen Revierinformationen entschlüsselt werden. All das hat mich Wochen und Monaten beschäftigt. Doch am Ende ging alles gut und im Mai 2017 konnte ich endlich von Fehmarn aus in See stechen.



Die Route

Mein Törn führte mich anschließend über Zwischenstationen in Dänemark, Schweden und Finnland nach St. Petersburg. Ab hier bin ich über die Newa, die großen russischen Binnenseen und den Weissmeer-Kanal Richtung Norden in den gleichnamigen Meerbusen gelangt. Hier befand ich mich wieder auf offenem Wasser, dass mich in Etappen entlang der russischen und norwegischen Küste zum Nordkap trug. Über die Lofoten ging es anschließend wieder gen Süden und später durch das Skagerrak wieder in die Ostsee und zurück zu meinem Ausgangsort Fehmarn. Insgesamt eine Strecke von etwa 4.100 Seemeilen, die ich in gut 4 Monaten zurückgelegt habe.
 

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