Segeltraining Tag 2

Ist das bei euren Törns eigentlich auch immer so ? Man kommt eigentlich nie zu der Zeit aus der Koje, die man sich am Vorbend vorgenommen hat. Na ja .. irgendwann haben wir es dann doch geschafft und nach Frühstück und Körperpflege das Boot seeklar gemacht. Als Tagesskipper für den ersten Tag hatten wir uns ebenfalls am Vorabend auf meine Wenigkeit geeinigt. So war ich also der Erste, der sich mit einem ungewohnten Boot und bei ordentlich Wind im Hafen beim ablegen blamieren durfte. Hat aber trotzdem alles gut geklappt.

Kaum raus aus dem geschützten Hafen, frischte der Wind spürbar auf 4 bis 5 windstärken auf. Auch eine entsprechende Welle stand direkt außerhalb des Hafens. Unter Maschine also etwas sicheren Abstand zum Land gewonnen, in den Wind mit dem Kahn und raus die Segel. Obwohl die Segel ja, wie schon zuvor geschildert, nicht den besten Eindruck machten, „sprang“ das Boot regelrecht los als die erste Brise ins Tuch griff. Ohne groß an der Segelstellung herum zu trimmen, erreichten wir schnell 7-8 Knoten Speed. Was für ein Spaß. Insbesondere weil man an dem mannshohen Steuerrad stets das Gefühl hatte, mit Daumen und Zeigefinger jederzeit die volle Kontrolle zu haben.

Als Tagesziel hatten wir Puerto Calero an der Ostküste Lanzarotes auserkoren. Also ging es bei Nord-Nordost auf am-wind-Kurs ungefähr in 120 Grad aufs offene Meer hinaus. Kaum waren wir aus der Landabdeckung des Punta Papgayo heraus,  nahm der Wind noch etwas an Stärke zu und auch die Welle war jetzt gute zwei Meter hoch. Geil !

Nach roundabout 6 Seemeilen ging es ans erste Segelmannöver. Klar zur Wende ? Ree ! Gleich die erste Wende klappte ohne Probleme und großen Verlust an Speed und Höhe. Es hat schon was für sich mit einen erfahrenen Truppe unterwegs zu sein. Auch die vielen Leinen und Strippen die wir von „normalen “ Cruisern so nicht unbedingt kannten, haben wir recht schnell in den Griff bekommen.

Weiter also auf dem anderen Bug und ebenfalls am Wind in Richtung 15 Grad möglichst direkt auf Puerto Calero zu. Durch Windversatz und Strom verloren wir jedoch zusehends an Höhe und mußten dicht unter Land eine weitere Wende fahren um erneut Höhe zu gewinnen. Nach knapp einer weiteren Stunde die nächste Wende und der zweite Versuch mit dirketem Kurs nach Puetro Calero zu laufen. Aufgrund von Küsten- und Kapeffekten drehte der Wind in Küstennähe etwas recht und so konnten wir tatsächlich ohne weiteres Manöver direkt bis vor die Hafeneinfahrt von Puerto Calero segeln. In der Zwischenzeit hatte Kollege Viktor das Ruder von mir übernommen, da er im Lauf des Tages immer ruhiger und weißer geworden war.

Nach dem bergen der Segel, was sich aufgrund fehlender LazyJacks ganz schön schwierig gestaltete, liefen wir nach etwa 20 Seemeilen unter Maschine nach Puerto Calero ein. Ein netter Hafen der durch eine hohe Mole aus Beton und Gesteinsbrocke gut gegen Wind und Dünung geschützt ist. Im Hafen selbst fällt uns direkt eine echte Megayacht auf, die gerade von ihrer Crew auf Vordermann gebracht wird. Da hat sich wohl für die nächsten Tage Eigner angekündigt. Schon der Hammer wie viel Kohle einzelne Menschen offenbar haben.

Weiterhin findet man im Hafen neben einem gelben U-Boot (tatsächlich !) für Touristen, jede Menge Motorboote, einige Ausflugs- und Angelboote sowie Segler aller Coleur und Größe. Hier und da schwimmen auch ein paar echte Racer im Wasser. Auch an Land stehen viele Segelboot die nach viel Speed und Spaß aussehen auf Böcken und warten auf Ihren Einsatz.
Nachdem wir uns per Telefon beim Hafenmeister angemeldet haben, wird uns ein Platz an einem der Schwimmstege zugewiesen. Ja genau, Schwimmstege. Wir sind auch hier in einem Gezeitenrevier mit guten 2,5 Metern Tidenhub bei Springzeit. Ebenfalls von Vorteil sind die an den Schwimmstegen vorhandenen Fingerstege die die seitliche Begrenzung des Liegeplatzes und so quasi eine Art „Box“ bilden. Daher wird hier auch anders als im Mittelmeer üblich nicht zwangsweise rückwärts mit Mooring oder Anker, sondern ganz einfach vorwärts oder rückwärts je nach Windrichtung angelegt. Wir stellen uns vorwärts an den Steg da der Wind von vorne kommt und wir keinen Schwell auf dem Heck stehen haben wollen. Die Jungs in den Achterkojen werden es uns danken.

Vorleinen fest, Achter- und Vorspring gelegt, Strom dran, fertig. Fertig ? Nicht ganz. Es muß noch das Formular für den Hafenmeister ausgefüllt werden. Das erweist sich als bürokratischer Kraftakt. Unglaublich was die alles wissen wollen. Von wegen die relaxten Südländer. Sowas habe ich an Nord- und Ostsee noch nicht erlebt. Aber OK, es wird schon seine Gründe haben. Jedenfalls haben wir irgendwann alles aus den Schiffspapieren zusammengesucht und geschrieben und können endlich ein Landungsbier trinken.

Am Abend spazieren wir durch den netten Hafen entlang an den zahlreichen Lokalen und Restaurants. Die Essens-Entscheidung fällt auf einen Inder. Schmeckt lecker, aber irgendwie habe ich wohl den Kinderteller erwischt.
Der Abend endet mit ein, zwei Dosen Bier im Salon. Morgen gehts aber pünktlich raus ,-). Demnächst also mehr von Tag 3 …

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