Endlich Wind …

.. zumindest ein wenig. Nach knapp einer Woche auf See (heute ist der siebte Seetag angebrochen) ist nun endlich auch so etwas wie der Passat bei mir angekommen. Seit gestern blasen mit einigen kurzen Unterbrechungen gute 15 Knoten von achtern. Damit kommt die Carpe auf durchschnittliche 5 Knoten. Wenn es so bleibt, bin ich zufrieden. Endlich kommt mal etwas Bewegung auf die Karte ,-).

Mit dem Wind kam auch eine sichtbar und vor allen Dingen spürbar höhere Welle. Teils durch den Wind angefacht, teils durch ein großes Sturmtief im Norden herangetragen, wird die Carpe mittlerweile wieder ordnentlich hin und her geworfen. Ein bißchen hatte ich das ja schon fast vermisst ,-). Nachts falle ich meist ein paar Grad ab, so dass meine Carpe etwas ruhiger am Wind und vor allem in der hügeligen See liegt.

Scheinbar gibt es auch hier so etwas wie Gezeitenströme. Denn morgens nach dem aufstehen befinde ich mich meist auf einem gemäßigten Nordwest-Kurs , obwohl sich an den Windverhältnissen nur marginal etwas verändert hat. Gegen Mittag fällt Carpe dann wieder auf den alten West bzw. Südwest-Kurs zurück. Der Nordäquatoriale Strom schiebt uns dabei zusätzlich gen Westen. Meist so mit einem guten Knoten. Gott sei danke , habe ich den nicht gegenan. Dann hätte ich in den vergangenen Tagen wirklich kaum ein Fortkommen gehabt.

Schlafen funktioniert nach anfänglichen Schwieirgkeiten mittlerweile auch wieder ganz gut, Meist krieche ich so gegen 23 Uhr Bordzeit in die Koje und bin dann morgens wieder recht früh zwischen 7 und 8 Uhr am Start. Über den Tag verteilt gibts dann immer wieder mal ne Mütze Schlaf im Cockpit oder Salon. So habe ich zur Zeit nicht das Gefühl, besonders übermüdet zu sein. Dennoch werden die Tage nach einer Woche auf See schon wieder spürbar laaaang. Macht man sich zu Hause überhaupt keine Gedanken über den oft viel zu schnell verstreichenden Tag, so scheint die Zeit auf der Carpe oft zu kriechen. Gleichzeitig scheint man aber schneller zu altern .. komische Mischung ,-).

Gestern habe ich an Deck gleich 3 – leider tote – fliegende Fische gefunden. Die springen scheinbar gerne mal aufs Deck, um dann festzustellen, dass das wohl doch keine so gute Idee war. Gestern abend saß ich im Cockpit und löffelte ein paar Nudeln in mich hinein, als plötzlich ein recht großes Exemplar quer druchs Cockpit flog, auf der anderen Seite an der Reling anschlug und wieder im Atlantik verschwand. Hoffe, der Kamerad hatte seinen Helm an. Ansonsten hält sich die Tierwelt momentan wieder sehr zurück. Seit der Wal-Kolonie von vorgestern (war das vorgestern oder vor einem Jahr ?) hat sich nichts mehr gezeigt. Auch sind keinerlei andere Schiffe zu sehen. Und das, obwohl hier doch der ein oder andere Kahn rumkreuzt. Laut AIS sind in meiner Umgebung meist eine Handvoll Frachter und Tanker unterwegs. Auch das ein odere andere Fishing Vessel hat sich auf die zwischenzeitlich hohe See verirrt. Der eigentliche Hammer ist, dass ich mitunter AIS-Signale von Schiffen empfan
ge, die mehr als 800 Seemeilen von mir entfernt snd. Unglaublich. Sagte doch der Mann von der Werft, dass ich mit der installierten Antenne bei guten Verhältnissen schon einmal ein 30 Seemeilen entferntes Signal enpfangen könnte. Nun sehe ich hier Schiffe die noch weiter als die Kapverden von mir entfernt sind und irgendwelche Häfen in Afrika anlaufen. Aber besser so, als umgekehrt.

Ebenfalls gestern habe ich mir aus meinem Gopro-Kamera-Kitt und dem Bootshaken eine Unterwasser-Kamera gebastelt und mal versucht einige Aufnahmen zu schiessen. Hat ganz gut funktioniert, auch wenn das hantieren mit dem langen Bootshaken samt Kamera in der vorbeziehenden Strömung ganz schön anstrenegend ist. Ich hoffe in den nächsten Tagen mal wieder ein paar tierische Begleiter zu haben, um diese auch mal unter Wasser filmen zu können. Aber wahrscheinlich melden die sich erst wieder zurück, nachdem ich die Kamera wieder am Windgenerator angebracht habe.

Apropos Windgenerator. Der tut mittlerweile wieder gut seine Arbeit und sorgt für genug Energie. Nicht so in den ersten 4 Tagen, als es mangels Wind auch kaum Strom gab. Das führte dazu, dass an Tag 4 alle Resourcen aufgebraucht waren und nichts elektrisches mehr ging. Natürlich mitten in der Nacht. In der Zwschenzeit bin ich was das geht allerdigs echt tiefenentspannt. Also alles aus , außer der kleinen 3-Farbenlaterne im Topp und wieder in die Koje. Nach ein paar Stunden werde ich wach und alles ist gut .. auch mal ohne AIS. Der liebe Gott ist ja auch noch da …

So .. dann zu den Etmalen. Ich weiß vor lauter Gedöns gar nicht mehr, welche ich nun schon hier reingeschrieben habe und welche nicht. Hier also einfach noch einmal alle Etmale, die ich bislang erfahren habe :

Tag 1 (Aufbruch Kanaren): 110 Seemeilen
Tag 2: 124 Seemeilen
Tag 3: 136 Seemeilen
Tag 4: 106 Seemeilen
Tag 5: 134 Seemeilen
Tag 6: 137 Seemeilen
Tag 7: 123 Seemeilen
Tag 8 (Landfall Kapverden): 79 Seemeilen
Tag 9 (Aufbruch Kapverden): 113 Seemeilen
Tag 10: 106 Seemeilen
Tag 11: 98 Seemeilen
Tag 12: 114 Seemeilen
Tag 13:109 Seemeilen
Tag 14: 118 Seemeilen

Ich hoffe, mir ist kein Fehler unterlaufen …. Ahoi

 

Ergänzung:

Guido muss jetzt doch wegen erneutem Schwachwindfeld nach Südwest ausweichen. Dort wird ab Freitag voraussichtlich wieder mehr Wind sein.

 

Und hier noch eine Info zur Grussbox: Alle Grüße werden von mir so schnell wie möglich an Guido weiterversendet. Gruss, Ruth

2 Kommentare

  1. hi guido,
    auf deinem kurs mußt du wohl damit rechnern das nicht viel wind kommt.bin vor ca.2jahren auch rüber gefahren.aber von gran can.16 tage bis st.lucia,allerdings zu dritt.zurück bin ich dann alleine,paß bloß auf die fliegenden fische auf,mir is son ding mal an die hand geflogen,tut echt weh.halt mal ausschau nach imoca 60.kommen gerade von süden im zuge der vendee globe.genieße die tour,geht viel zu schnell vorbei.
    gruß aus flensburg

  2. Hallo Guido,

    schön zu lesen, dass Du mit Deinem ganzen elektrischen Schnick Schnack auch mal ohne Strom auskommst. Ich finde das immer sehr entspannt, wenn ich mal mit einem alten Holzschoner ohne elektrische Helfer segeln kann.

    Viel Spaß noch und genieße die langsame Zeit. Man kann sich da unglaublich gut dran gewöhnen.

    Mit sportlichem Gruß

    Heiko

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