Blinder Passagier

Eins vorweg. Ich segle nicht mehr Einhand. Denn als ich gestern Nachmittag eine bitter notwendige Seewasserdusche genommen habe, sprang plötzlich eine kleine Eidechse durchs Cockpit. Die hatte es sich wohl in der Backskiste gemütlich gemacht und ist dann zusammen mit der Pütz zum Vorschein gekommen. Genauso schnell wie sie da war, war sie dann auch gleich wieder in einem Lüftungsschlitz verschwunden und fristet nun also ihr Dasein in den Tiefen von Carpes Bilge. Ein gutes Gefühl doch nicht so ganz alleine zu sein.

Carpe und ich dümpeln gerade bei schwachem Wind mit etwa 3-4 Knoten Richtung Nordost. Die ersten 5 Tage liegen nun fast hinter mir und ich bin ganz guter Dinge. Nach dem Auslaufen am Montagmorgen ging es zunächst unter Maschine für gute 6 Stunden um die Südost-Spitze von Guadeloupe herum bevor ich endlich die Segel setzen konnte. Danach ging es für gute 3 Tage hoch am Wind Richtung Nordnordost. Die Etmale liegen bislang bei guten 130 Seemeilen was recht ordentlich ist. Die letzten 24 Stunden waren es jedoch nur 120 Seemeilen. Heute Nacht war der Wind nämlich phasenweise komplett weg. Immer wieder erwische ich gerade solche Windlöcher in denen dann mehr oder weniger gar nichts geht und die Segel jämmerlich schlagen.

Die Hitze ist nach wie vor hammerhart. Gerade sind es wohl so um die 40 Grad im Salon und obwohl ich nur sitze, läuft mir der Schweiß in Bahnen den Körper herab. Gegen Abend kühlt es aber meist schnell ab, sodass man es dann gut aushalten kann.

Seit gestern hat der Wind etwas auf Südost gedreht, so dass ich (immer noch hoch am Wind) mittlerweile einen besseren Kurs Richtung Nordost fahren kann. So kann es weiter gehen. Nur bitte noch etwas mehr Wind.

Andere Schiffe oder Boote habe ich bislang keine gesehen. Keine Socke unterwegs hier. Soll mir aber Recht sein. Kann ich mich doch so nachts recht beruhigt gleich für 2-3 h in die Koje knallen und relativ gut und ausreichend schlafen.

Mein Radio ist wie schon auf Hinfahrt mein treuer Begleiter durch die Tage. Leider kann ich aber gerade nur diese unsäglichen amerikanischen Katholikensender empfangen auf denen von morgens bis abends gepredigt und gezetert wird. Die haben was das angeht echt ne kleine Meise die Amis.
Morgen werde ich mal aktuelle Wetterdaten ziehen, um dann zu sehen wie es in den kommenden Tagen weitergeht. Sollte ich den Kurs halbwegs halten könne und der Wind wieder etwas kräftiger werden, könnte ich den Trip in guten 20 Tagen über die Bühne bringen. Auf die Ankunft auf den Azoren freue ich mich schon jetzt wie Bolle.
Also dann. Vielen Dank für die vielen Grüsse auf der Grussbox und bleibt am Ball. Ich bleibe es auch ,-).
Ahoi !

3 Kommentare

  1. Hallo Guido – Dein GPS-Track bestätigt zwar, dass sich die Carpe jeden Tag um ein weiteres Etmal fortbewegt – Dennoch schön ein Lebenszeichen von Dir zu hören und zu wissen, dass es Dir gut geht. Darf ich Dir 2 Fragen zu Deinem letzten Logbucheintrag stellen? Wenn Du Dich 2-3 Std. in die Koje zum Schlafen legst, was ist dann Dein „Sicherheitsdispositiv“? AIS & UKW-Funk an? Möglichst wenig Tuch draussen?//Lädst Du Dir Deine GRIP-Daten via Satellitentelefon runter? Weiterhin gute Fahrt!

  2. Hi Guido,
    Dein Loguch ist einfach Klasse!
    Noch viel Spaß mit Deinem neuen Begleiter, wenn der mal vor lauter Hunger oder Angst keinen Blödsinn macht. Weiterhin sichere Fahrt und mal nen guten Wind.
    Udo

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