Havoeysund

Mahlzeit zusammen und schönen Gruß aus Havoeysund. Einem winzigen Nest auf halbem Weg vom Nordkap nach Hammerfest. Heute war ein geruhsamer Tag. Jedenfalls im Vergleich zu dem letzten Schlag Richtung Honningsvag. Nach zwei erholsamen Tagen in der kleinen, menschenleeren Clubmarina und einem wirklich schönen Ausflug zum Nordkap, ging es heute morgen früh um 6 unter Maschine los. Wind gabs heute leider keinen. Das war aber nicht wirklich schlimm, den zum einen war die Distanz mit nur 28 Meilen heute überschaubar und außerdem ging es heute quer durch die norwegische Fjordlandschaft, wo es mit segelbarem Wind sowieso immer etwas schwierig ist. Die Fahrt an sich verläuft dann auch undramatisch und kurzweilig. Die Landschaft um mich herum ist der absolute Hammer und lässt mich schwärmen. Hohe karge Berge, weite Wasserflächen und enge Sunde passiere ich heute. Die enge Durchfahrt südlich des Nordkaps ist aber nicht nur für ihre atemberaubende Landschaft bekannt, sondern auch den immensen Tidenstrom, der eine vorausschauende Planung erfordert. Ich habe offenbar alles richtig gemacht, den binnen kurzer Zeit rauscht Carpe mit fast 9 Knoten über Grund durch den Sund. Durchs Wasser machen wir derweil gerade mal 4,5 Knoten. Nicht schlecht der Specht. In der Ausfahrt aus dem Sund kommt mir dann tatsächlich eine andere Segelyacht entgegen. Da muss ich doch gleich mal funken. Es folgt ein kurzer Schnack mit einem Schweden der ebenfalls alleine unterwegs ist. Er ist auf dem Weg nach Kirkenes. Will dann aber wieder kehrt machen und in Tromsoe das Boot überwintern lassen. Daran hatte ich ja auch schon mal gedacht. Mal schauen. Bislang steht der Plan weiterhin nach Deutschland zurück zu segeln. Der Skandinavier macht mich außerdem auf ein U-Boot aufmerksam dass seiner Meinung nach am Horizont zu sehen sei. Ich checke das mit dem Fernglas x mal. Ich glaube aber eher, dass es ich um eine kleine Insel mit Leuchtfeuer handelt. Haben die Norweger überhaupt ne U-Boot Flotte? Na egal. Schon bald taucht in der Ferne Havoeysund auf. Ein echt kleines Kaff inmitten des gleichnamigen Sunds. Hier gibt’s gleich ein paar Hafenbecken die hauptsächlich von – na ratet mal – Fischern genutzt werden. Platz für Gäste gibts hier aber auch. Nach einem kurzen Intermezzo im Fischereihafen verhole ich mich dann doch in das Hauptbecken ganz im Westen. Hier gibt’s direkt vor dem “Zentrum“ einen Schwimmsteg. Platz ist auch. Also angefahren und Leinen fest gemacht. Kurz darauf sitze ich im Rathaus und frage ob ich da nun auch stehen bleiben darf. Die Dame am Empfang ruft darauf hin den Hafenmeister an, der auch schon 10 Minuten später auf Carpe sitzt und viel redet :-). Bleiben darf ich jedenfalls. Muss aber mein Boot ans äußere Ende des Stegs verholen, sobald dieses frei ist. Dort stehen nämlich noch zwei kleine Motorboote. Kurze Zeit später fährt das Äußere dann weg und ich kann umparken. Hinter mir steht derweil noch das andere kleine Boot, auf das von zwei Waldschraten irgendwelches Brennholz geladen wird. Ich verkrümmele mich mal unter Deck. 10 Minuten später scheppert es und Carpe macht einen Satz. Ich springe heraus und sehe das einer der besagten Schrate mich mal eben volles Programm schräg hinten gerammt hat. Platz hatte er eigentlich genug und außerdem hätte er auch noch locker 10 Meter zurücksetzen können. Ich bin begeistert und frage den Typ ob er noch alle Tassen im Schrank hat. Der guckt mich nur an wie ne Kuh beim kacken und verpisst sich sogleich. Darauf hin rufe ich ihm ein paar international verständliche Nettigkeiten hinterher. An Carpe ist außer eine kleinen Schramme an der achteren Gummilippe Gott sei Dank nix passiert. Trotzdem ärgere ich mich. Gar nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn der Dämel gegen den Windpilot gedengelt wäre. Ihr seht also, es wird hier nicht langweilig. Nun habe ich eben noch eine kleine Runde durch den Ort gedreht und für dezente 20 Euro einen Fettteller in der örtlichen Frittenstation zu mir genommen. Heute bleibt hier an Bord also die Küche kalt. Morgen solls mit dem aufkommenden Nordost dann nach Hammerfest gehen. Laut Revierführer die nördlichste Stadt der Welt. Ich bin gespannt.

1 Kommentar

  1. Hi Guido, Du Glückspilz! Hast jetzt mehrere schöne Etappen durch die innere Fjordlandschaft vor Dir, alles einigermassen geschützt und in den nächsten Tagen auch bei gar nicht so schlechten Winden. Fährst doch innen lang oder? Verfolge natürlich alles auf Google maps und der navionics webapp sowie windy… Viel Spass und hoffentlich auf ein paar entspannte Tagesetappen!
    marcus

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*