Hallo ?

Ist da jemand ? Ich weiß ja, daß es in Norwegen nicht sooo viel Menschen gibt. Aber hier in Harstad – einer für lokale Verhältnisse eigentlich recht großen Gemeinde – ist gerade ganz schön der Arsch ab. Kaum ein Mensch ist auf den Straßen zu sehen und nur ein paar Möwen und Kormorane kacken fleißig den verwaisten Steg voll. Wird wohl in erster Linie am heiligen Sonntag liegen, an dem es sich die Leute lieber zu Hause gemütlich machen. So mache ich es also auch. Schon den halben Tag lümmele ich im Salon vor mich hin, arbeite mich durch meinen Restproviant und drücke mich erfolgreich vorm Abwasch. Dazwischen war ich einmal kurz an Land, um zu duschen und ein Minirunde durch den Ort zu drehen. Ersteres wird hier in einer Fritten- und Burgerbude erledigt. Kein Scherz. Direkt am Schwimmsteg gibt es nämlich einen Imbiss, was grundsätzlich schon mal nicht schlecht ist. Aber dort wird auch geduscht. Gleich neben der Toilette des Etablissements gibt es nämlich einen entsprechenden Raum. Für das warme Vergnügen werden einem dann 45 Kronen (also knapp 5 Euro) abgeknöpft. Aber wurscht … so langsam habe ich mich an die norwegischen Preise gewöhnt. Achso .. tanken war ich heute auch noch. Und da ich keine Lust hatte, einen Kanister durch den halben Ort zu schleppen, habe ich tatsächlich kurz abgelegt, bin hinten in die Bucht zur Bootstanke und wieder zurück gefahren. Im Logbuch stehen also für heute genau 1,5 Seemeilen verzeichnet.

Gestern waren es dann doch ein paar mehr. Gute 40 sollten es eigentlich von Finnsnes bis Harstad sein. Am Ende waren es fast 60, da ich seit langem endlich mal wieder richtig segeln konnte, dafür aber einige Kreuzschläge in Kauf nehmen musste. Davor gabs zunächst ein paar Stunden unter Maschine. Erst am Ausgang des letzten Sunds vor Harstad erreichte ich freies Wasser und im Nu waren plötzlich 20-25 Knoten am Start Das hat mich nach den drömeligen Tagen unter Maschine echt gefordert. Auch weil hier eine sehr kurze und steile Welle steht, die das Segelvergnügen recht unruhig gemacht hat. Spaß hats trotzdem gemacht und Carpe scheinbar auch. Wie ein junger Welpe hüpfte sie durch die kabbelige See und kämpfte sich extrem hoch am Wind Richtung Zielort. Die Infos aus dem Revierführer entpuppten sich hier als überholt. Denn die beschriebene – zur See hin offene – Anlegemöglichkeit, wurde in der Zwischenzeit durch einen großen Schutzwall mit vielen vielen Liegeplätzen dahinter abgelöst. Mir wars recht und so konnte ich mir nach gut 11 Stunden Fahrt aus sicher hundert freien Plätzen meinen Favoriten heraussuchen. Gleich darauf entdeckte ich am Ufer nicht nur besagten Imbiss, sondern auch eine kleine Bude mit Thai-Food. Genau das Richtige nach dem kalten und langen Tag. Nur blöd das die Dame mir vor der Nase die Klappe zuschließt und Feierabend machen will. Nur gutes zureden und Dackelblick haben sie am Ende dazu bewogen, mir doch noch ein paar „Schbringrohls“ und ein leckeres thailändisches Gemüsegericht zu kredenzen. Der Tag endet dann nach einer Dose Bier dann früh in der Koje.

Morgen solls weiter nach Lodingen gehen. Der dortige Hafen für Sportboote ist für mich bei Niedrigwasser wohl nicht zu erreichen. Also muss ich meine Ankunft entweder mit ausreichend Tide planen oder eben woanders festmachen. Das kenne ich ja nun schon zu genüge und irgendwo findet man eigentlich immer ein Plätzchen. Und apropos Tide .. auch morgen geht’s wieder durch einen engen Sund (Tjeldesund) mit bis zu 4 Knoten Strom. Nachdem ich beim letzten Sund leider etwas zu früh dran war und so kaum von der „mitreißenden“ Strömung profitieren konnte, will ich das morgen besser hinkriegen. Also Ankunft im Sund zur halben Tide. Denn dann läuft sie am stärksten. Mist .. dann muss ich jetzt wohl doch langsam mal spülen. Ahoi und schönen Sonntag noch !

4 Kommentare

  1. Samantha Davies hat in einem Video von der Vendee Globe 2008 erklärt, sie habe das Problem mit ihrem Shore Team besprochen: Der Psychologe habe sie beruhigt, es sei nicht bedenklich, wenn man auf so einem Törn mit seinem Schiff rede. Bedenklich werde es erst, wenn das Schiff antworte.

    Oh, ich muss ganz nötig mal wieder segeln…

    Weiterhin viel Spaß und alles Gute!

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