Villa Fyoer

Manchmal gibt es ganz lapidare Entscheidungen, von denen man anfangs gar nicht weiß, welchen Glücksfall sie plötzlich bedeuten können. So auch heute, als ich zunächst entschied, dass nicht so berauschende Rorvik trotz gemeldeter Flaute zu verlassen und unter Maschine ein paar Meilen Richtung Süden zu machen. Als Zielhafen hatte ich mir den kleinen Inselort Smävaert rausgesucht. Wie üblich ging mir die Motorerei aber schon nach zwei Stunden komplett auf den Keks, weshalb ich nochmal einen Blick in den Revierführer geworfen habe. Und siehe da: Auf dem Weg gen Süden lag noch eine Alternative. Nämlich das kleine Inselchen Villa, auf dem es laut Handbuch einen einzelnen Schwimmsteg in einer einsamen Bucht geben soll. „Da fahr ich hin.“, lautet kurz darauf die zweite Entscheidung des Tages. Weitere zwei Stunden später laufe ich durch das enge Fahrwasser in die Bucht ein und staune. Hier ist wirklich kein Mensch. Die Insel ist komplett unbewohnt. Nur ein paar verstreute Schafställe und zwei kleine Ferienhäuschen entdecke ich. Dann kommt der kleine Schwimmsteg. Carpe passt dort gerade so dran. An Land steht ein Schuppen mit allerlei Geraffel und knapp dahinter noch ein rot getünchtes Plumpsklo. Ich bin im Paradies. Ein erster Rundgang an Land lässt mich sofort schwärmen. Eine wunderbare karge Heide- und Moorlandschaft, nur unterbrochen von eiszeitgeschliffenen Felsplatten. In der Ferne blöcken ein paar Schafe. Ansonsten ist es mucksmäuschenstill.

Dann kommt aber doch noch etwas Leben auf, als ein Kutter in die Buch einläuft. Schon befürchte ich, dass ich nun meinen Spitzenplatz räumen muss. Aber weit gefehlt. Denn es sind eine Handvoll netter Leute aus dem nahen Ort, die heute Arbeitsdienst an dem historischen Leuchtturm und dem angeschlossenen Wärterhaus haben. Soll heißen, die über 100 Jahre alten Fenster werden für den Winter ausgebaut und alles verrammelt. Kurz entschlossen fordern mich die Männer auf Ihnen doch zu folgen. Schließlich müsse man den Leuchtturm und das Haus unbedingt sehen, wenn man schon mal hier sei. Eine halbe Stunde geht es anschließend über Stock und Stein zu der Anhöhe mit dem alten Gemäuer. Ich darf sogar ins Haus und wenig später auch in und auf den Leuchtturm. Von hier bietet sich ein Ausblick wie man ihn nur selten hat. Ich spüre Euphorie aber auch Demut vor diesem grandiosen Naturschauspiel. Eine Stunde später sitze ich in Capres Bauch. Draußen wird es dunkel, auf dem Herd brutzelt mein Abendessen und die Dieselheizung sorgt für wohlige Wärme im Salon. Was für ein Tag. Was für ein Platz. Ich bin gespannt ob ich morgen auch die richtigen Entscheidungen treffe. Ahoi !



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