Auf nach Dänemark

9. Oktober 2017 Besan 0

Es ist soweit. Einer, wenn nicht der letzte längere Schlag meiner Reise steht an. Es geht nach Dänemark, endlich. Morgen (Dienstag) um 17 Uhr will ich aufbrechen, um anschließend durch die Nacht und den folgenden Tag zu segeln. Meine Ankunft in Skagen ist dann für den späten Nachmittag bzw. frühen Abend am Mittwoch geplant. Wirkliche Sicherheit, ob ich denn tatsächlich aufbreche wird es aber erst morgen geben. Denn ich warte auf den notwendigen Winddreher von Ost auf West und die Vorhersagen sind gegenwärtig doch recht wackelig. Ich bin gespannt …

Meine voraussichtlich letzte Station in Norwegen heißt Korshamn/Korshavn. Nach dem ein oder anderen doch etwas trostloseren Hafen endlich mal wieder ein wirkich schönes, gemütliches Örtchen mit viel Stimmung. Es ist mal wieder mucksmäuschenstill um mich herum. Nur ab und zu knattert eine Norweger mit seinem Boot vorbei, wenn er seine Fangkörbe einsammeln oder ausbringen fährt. Gestern war ich von Sirlevag knapp 40 Meilen nach Borshavn auf der Insel List gesegelt. Ja .. tatsächlich gesegelt. Eigentlich war ja Flaute gemeldet, am Ende blies es allerdings mit über 20 Knoten genau von achtern und Carpe schlingerte unter Genua wild durch die steile, kabbelige See. Dazu schien die Sonne. Kalt war es trotzdem, es wird halt so langsam aber sicher Herbst. Borshavn nutze ich ebenfalls als reinen Stoppover-Hafen. Viel mehr kann man hier ohnehin nicht machen. Um das innere Hafenbecken stehen ein paar Häuser und ein Kiosk. Auf dem Parkplatz davor stehen eine Handvoll Dorf-Jugendlichen mit ihren aufgemotzten Autos und verdrücken das ein oder andere Stück Fastfood aus eben diesem Kiosk. Der hat also offen .. sehr gut. Also bleibt heut` Carpes Küche kalt und auch ich gehe gleich mal eine kleine Portion Fett abholen. Danach gönne ich mir noch eine heiße Dusche, die ihren Namen wirklich verdient hat, und lasse den Abend gemütlich an Bord ausklingen. Die Zufahrt zum Liegeplatz ist hier übrigens verdammt eng. Während der Vorhafen mit Mole wirklich riesig ist, wird das kleine Fahrwasser nach hinten zusehends kleiner. Rechts und links wird es gesäumt von den mittlerweile gewohnten Spieren, welche die Fahrrinne markieren. Bei meiner Ankunft bläst es auch im Hafen noch ganz ordentlich. Also ist mal wieder Multitasking gefragt: Boot fahren, Fender und Leine klar machen, auf die Tiefe achten, Liegeplatz finden. Den Burger habe ich mir als wirklich verdient ;-).

Heute war dann mal wieder Bojenslalom angesagt Nahezu die halbe Strecke der heute nur knapp 18 Meilen musste ich scharf Ausguck nach den zahllosen Gummibällen halten. Das ist in der morgens noch tief stehenden Sonne, die das Wasser vor mir gleißend hell leuchten lässt, manchmal gar nicht so einfach. Und so dauert es nicht lange, bis ich eines der Fanggeräte übersehe. Kein Wunder, denn anstatt mit einer bunten Boje ist die Leine nur mit einem weißen Kanister markiert. Kurz erschrecke ich mich, als der Kanister unmittelbar neben mir an der Bordwand vorbeizieht. Viel mehr schockt mich allerdings die grüne Schwimmleine, die darunter quer im Wasser treibt. Sofort kuppele ich die Maschine aus, da beginnt uns der Kanister schon zu folgen. Mist ! Die Leine hängt an Kiel oder Ruder. Viel mehr als weiter zu treiben kann ich erst mal nicht machen. Und so kommt es, dass nur wenige Augenblicke später die Leine plötzlich wieder frei ist und der Kanister hinter mir im Kielwasser verschwindet. Offenbar ist die Strippe nur kurz an Kiel oder Ruder entlang gerutscht und war anschießend wieder frei. Meine Fresse .. die Pumpe geht mir eins zu tausend. Das hätte heute wirklich noch gefehlt.

Ansonsten ist der Tag undramatisch. Zeitweise läuft im Schwachwind der Volvo, später kreuze ich Richtung Korshamn auf. Im Ort angekommen beginnt dann die Suche nach einem Liegeplatz. Die Angaben im Revierführer sind insoweit nämlich etwas irreführend. Am Ende finde ich aber ein gutes Plätzchen zwischen zwei Arbeitsschiffen. Es gibt, Wasser und Strom und eine kleinen Laden finde ich später sogar auch noch. Ansonsten fällt der übliche Rundgang kurz aus. Es ist hier zwar sehr schön und eigentümlich gemütlich, aber die Menschen verstecken sich mal wieder irgendwo. Eben habe ich noch etwas Diesel aus dem Kanister ergänzt und mal ne neue Gaspulle angeschlossen. Morgen stehen dann ich ein paar letzte kleine Vorbereitungen an, bevor ich dann am Nachmittag hoffentlich los komme. Es wird langsam Zeit nach Hause zu kommen. Ahoi !

Puh …

7. Oktober 2017 Besan 2

N`abend zusammen aus Sirlevag an der norwegischen Südwestküste. Mal wieder ein reiner Fischerhafen mit einer dicken Betonwand samt LKW-Reifen als Fender. Vor einer halben Stunde bin ich hier quasi mit dem letzten Tageslicht eingelaufen. Das war auch gut so, denn hier ist gerade Lobster-Saison für Privatleute. Sprich man darf als Privatmann bzw. Nicht-Fischer seine Fangkörbe ins Wasser werfen, um Lobster zu fangen. Und genau das machen die Norweger auch gerade. Alles aber auch wirklich alles ist mit Fangkäfigen samt den dazugehörigen Bojen zugepflastert. Selbst vor Fahrwassern und Hafeneinfahrten machen die Leute dabei nicht Halt. Von daher ist es gerade nahezu fahrlässig bei schlechter Sicht bzw. Dunkelheit küstennah herumzuschippern, geschweige denn einen Hafen anzulaufen. Zu groß ist die Gefahr sich eine Boje und damit eine Leine zu fangen die sich an Kiel oder Propeller verfängt. Eigentlich wollte ich ja gestern schon weiter, habe mich aber angesichts der nach wie vor gemeldeten Wellen von bis zu 7 Meter dann doch anders entschieden. Erstens hätte ich das entsprechende Stück dann doch im Dunkeln passiert und zweitens kenne ich das Revier hier trotz allem einfach noch zu wenig um irgendwelche Experimente einzugehen. Safety first .. gerade jetzt im Endspurt. Also bin ich erst heute Mittag mit dem aufkommenden Nordwind los. Das war dann auch wirklich gut, denn die Sonne schien und der blaue Himmel lachte dazu. Kalt war es trotzdem und ich bin froh nun hier an der Fischermole zu sitzen und die wohlige Wärme der Dieselheizung zu genießen. Draußen dengelt es derweil gerade ganz schön. Und das obwohl der Wind bereits nachlassen sollte. An Carpes Bordwand quietschen leise die Fender und Reifen und vor mir steht ein Teller mit irgendeinem norwegischen Fertiggericht. Und apropos Wetter. Das bereitet mir hier doch langsam aber sich graue Haare. Es gibt hier oben zu dieser Jahreszeit scheinbar nur zwei Varianten: Starkwind oder Flaute. Hinzu kommen die mitunter ungünstigen Windrichtungen, wenn es zum Beispiel sehr stark auflandig weht. So kommt es also das morgen und übermorgen wieder mal Flaute gemeldet ist. Danach kommt dann direkt wieder Wind um die 30 Knoten und einiges an Regen. Der Wind soll aber wenigstens aus West blasen. Ich will versuchen diesen zu nutzen, um Mittwoch oder Donnerstag endlich das Skagerrak zu überqueren. Das wird deftig, aber scheinbar geht es nicht anders. Das geilste ist aber, dass dann in der nächsten Woche in der Otsee Südwind herrschen soll. Südwind ! Das gibts doch echt alles nicht. Ich werde natürlich versuchen, den 21. las Termin zu halten. Aber es bleibt spannend … und anstrengend. Ahoi !



180 Grad …

5. Oktober 2017 Besan 5

… genau das war heute morgen nach verlassen des Hafens von Langevag der Unterschied zwischen vorhergesagtem und tatsächlichem Wind. Kein Witz. Es war Nordwest gemeldet und vor der Küste blies es aus Südost. Mein „verwegener“ Traum von Halbwindsegeln mit beiden Segeln war also erst mal dahin. Unter Maschine und teils dann doch unter Segeln bin ich zunächst Richtung Haugesund gefahren. Trotz nur mäßigem Wind heute morgen stand vor der Küste noch eine Welle von sicher 4 Meter. Und genau das ist hier das Problem. Ich bekomme fast täglich Mails und Grußbox-Nachrichten mit Vorschlägen für Etappen und Häfen. Dafür bin ich natürlich erst mal dankbar. Ich gebe dabei allerdings zu bedenken, dass ihr gerade in diesem Revier nicht nur auf die Wetterkarte schauen dürft. Morgen Vormittag wird es beispielsweise an der Südwestspitze Norwegens mit berechenbaren 30 Knoten blasen. Zumal von achtern, was im Grunde kein so großes Problem ist. Schaut man aber in die entsprechende Wellenprognose (www.barentswatch.no/en/waveforecast) dann sieht es doch schnell anders aus. Denn allein morgen Vormittag stehen in den beiden Küstenfahrwassern, die man nun mal zwangsläufig durchqueren muss, bis zu 8 Meter Welle. Das ganze zusätzlich auf Legerwall. Wer schon mal 8 Meter Welle erlebt hat, weiß wovon ich rede. Kein wirklicher Spaß und gefährlich obendrein. Gerade mit einem kleinen, leichten Boot wie Carpe. Hinzu kommen die vielen lokalen Schauerzellen die hier Tag für Tag durchziehen und auf den Wetterkarten so nicht wiedergeben werden. Allein heute wurde ich 6 mal von einer schwarzen Wand „eingeholt“, die nicht nur Unmengen von Regen, sondern in aller Regel auch noch sehr unangenehme Schauerböen mit sich bringen. Hinzu kommt der zunehmend dichte Verkehr hier oben.

Heute waren es letztlich gute 45 Meilen bis Tananger, von denen ich am Ende sogar das meisten gesegelt bin. Dennoch ist mal wieder alles pitsche-patschenass und der Salon ähnelt gerade eher einer Wäscherei. Mal sehen wie sich das Wetter morgen entwickelt. Möglich das ich am Abend aufbreche und ein Stück in die Nacht segeln werde. Also dann .. Ahoi !

Gale warning & Co.

3. Oktober 2017 Besan 1

Da sitze ich also in Langevag/Harderland. Einem kleinen Kaff an der Südwestküste Norwegens, in dem es außer einem Supermarkt und einem Imbiss nichts weiter berichtenswertes gibt. Schon heute morgen (Dienstag) um 10.30 Uhr bin ich hier eingelaufen. Vorher hatte ich gute zehn Meilen von Mosterhamn zurückgelegt, wo ich bereits um 8 Uhr die Leinen losgeworfen habe. Mehr als diese zehn Meilen waren heute absolut nicht drin. Und selbst diese waren schon grenzwertig. Kaum aus der Landabdeckung des Hafens von Mosterhamn heraus, blies es gleich mit guten 20-25 Knoten aus Südwest. Nur unter Genua ging es mit Kurs 210 Grad Richtung Südwest. Mit jeder Meile die ich voran kam wurden die Böen stärker und selbst im Sund baute sich eine spürbare Welle auf. Viel schlimmer sind aber die unzähligen kleinen Schauerzellen die hier seit Tagen in regelmäßiger Abfolge wie aus dem nichts auftauchen und dabei Regengüsse wie aus der Dusche und heftigste Böen liefern. Obwohl wir nur unter Genua segeln erreichen wir spielend über 6 Knoten. Knallt eine der Böen in das Vorsegel legt sich Carpe schlagartig weit auf die Seite. Oft bleibt dann nur das sofortige fieren der Vorschot bzw. wenn es richtig kracht sogar das komplette loswerfen der Leine. Kurz vor der Hafeneinfahrt von Langevag kommt dann genau solch eine Zelle angezogen. Binnen Sekunden ist die Sicht weg, es prasselt auf mich herab und die Böen schmettern von Steuerbord voraus gegen Rumpf und Segel. Aber wenigstens ist es hell, was die ganze Sache doch etwas „angenehmer“ macht. Gestern abend (Montag) war das anders. Ich hatte mich am Nachmittag trotz wackeliger Wetterprognose dazu entschieden, aus Bekkjarvik auszulaufen und ungefähr 20 Meilen Richtung Süden zu machen. Der Wind blies zu dieser Zeit (wie schon seit Tagen) genau aus Südsüdost. Sprich, genau auf die Nase und damit unsegelbar, „Warum denn nicht aufkreuzen ?“, wird es jetzt sicher manchem in den Sinn kommen. Klar …. das wäre eine Option, macht aber aus den 20 Meilen gleich 40, was nicht nur eine Ankunft in stockfinstere Nacht bedeutet, sondern auch ein Überschreiten des ohnehin knappen Wetterfensters für den anstehenden kurzen Schlag. Also geht es etwa zur Hälfte unter Maschine Richtung Süden. Dann beginnt der Wind langsam auf Südwest zu drehen und ich kann endlich etwas seglen. Wieder nur unter Genua fahren wir so durch die wolkenverhangenen Schären zwischen Bekkjarvik und Mosterhamn. Das Groß bleibt wegen der auch an diesem Tag unberechenbaren Böen unten. Dann kommt der Hammer. Gerade als ich unter der Brücke etwa 2,5 Meilen vor der Einfahrt nach Mosterhamn hindurch bin, zieht eine dunkle Wolkenwand heran. Es ist ohnehin schon fast dunkel, aber jetzt wirds komplett finster. Kurz darauf beginnt ein Regenguss wie aus Eimern und der Wind legt von jetzt auf gleich sicher 10-15 Knoten zu. Ich kann es nur schwer beurteilen, aber die Böen unmittelbar vor der engen, felsigen Zufahrt erreichen sicher 35 Knoten, wenn nicht sogar noch mehr. Der Regen peitscht mir ins Gesicht und fliegt waagerecht durch den Lichtkegel meiner Stirnlampe. Ans filmen denke ich verständlicherweise nicht. Vielmehr versuche ich unter Maschine die letzten gut 600 Meter bis zur rettenden und hoffentlich abschattenden Einfahrt zu bewältigen. Aufgrund der kurzen steilen Welle, die sich in nulkkommanix gebildet hat, plus Wind stehen wir teilweise. Im Ernst. Der Plotter vor mir zeigt zeitweise 0 Knoten Fahrt über Grund an. Und das obwohl der Diesel sicher mit 2500 Umdrehungen jault. Rechts neben mir kann ich jetzt das grüne Feuer der Zufahrt sehen. Im Lichtschein des Feuers brechen die Wellen an den schroffen Felsen und die Gischt fliegt. Voraus ist das rote Pendant zu sehen. Auch hier wilder Seegang. Wieder habe ich das Gefühl zu stehen. Aber ganz langsam kriechen wir dann doch durch die beiden Feuer hindurch in die kleine Bucht von Mosterhamn. Hier ist von jetzt auf gleich zunindest der Seegang Geschichte. Dafür ist es sehr dunkel. Ich sehe nichts. Außerdem muss ich aufpassen nicht in eines der Flachs zu geraten. Nach zwei vergeblichen Anfahrten zu vermeintlichen Liegeplätzen liege ich schließlich an einer Holzpier und mache die Leinen fest. Ich bin echt fertig mit den Nerven. Das Ding draußen vor der Einfahrt nahe an den Felsen und mit teilweise null Fahrt über Grund hat mich doch ganz schön durchgeschüttelt. Horrorszenarien von ausfallendem Motor bis hin zu Legerwall-Situationen flitzten mir durch den Kopf. Und das alles im Dunkel der norwegischen Nacht und bei Monsterböen und Dauerschutt. Nur gut, dass ich es heute schon wieder fast vergessen habe :-).

Die heutige Zufahrt nach Langevag war am Ende dann nicht so dramatisch. Zwar kommt mir – wie üblich – genau zwischen den Molenköpfen von achtern eine riesige Fähre auf, aber alles klappt gut und das Fahrwasser zu den Liegeplätzen für Gäste bietet keinerlei Schwierigkeiten. Auch morgen wird es hier weiter ordentlich kacheln. Bis zu 40 Knonten werden draußen vor der Küste aus West gemeldet. Die Wellenprognose steigt stündlich und erreicht aktuell selbst auf dem kleinen Stück nach Haugesund um die 6 Meter. Also wird morgen ein weiterer Hafentag anstehen. Den werde ich für ein paar Arbeiten am Boot nutzen und mich ansonsten versuchen zu erholen. Am Donnerstag dreht der Wind dann auf Nord und soll endlich etwas nachlassen. Dann will ich möglichst viele Meilen nach Süden machen, bevor es gegen Abend wieder starkwindig wird. In Etappen soll es dann bis zu einem guten Absprungpunkt über das Skagerrak gehen. Ich hoffe auf Wetter und verbleibe mit einem kräftigen Ahoi :-).

Wetter-Kapriolen

29. September 2017 Besan 1

Und nochmal schnell aus Norwegen. Sitze gerade vor den Grib-Files für die kommenden Tage und staune. Aber schaut selbst …



Bergen & Treffpunkt Fehmarn

29. September 2017 Besan 1

Menschen, Menschen, Menschen. So mein erster Eindruck als ich in Bergen an Land gehe. Gestern abend um kurz nach sechs war ich hier. Hinter mir lagen gute 40 Seemeilen quer durch die schönen Schären und Sunde Südnorwegens. Der Wind blies wie schon die letzten zwei Tage auch sehr böig aus Südost. Das machte die ganze Angelegenheit doch etwas tricky. Denn während ich auf den freien Wassern doch besser segeln konnte als gedacht, stand in den Nord-Süd-verlaufenden Sunden der steife Wind meist genau auf der Nase. Ergo musste ich dort wohl oder übel mal wieder die Hilfe von „Volvi“ in Anspruch nehmen. Der macht aber seine Sache gut und so kommen wir realtiv gut voran. Die letzten zehn Meilen bis nach Bergen kann ich dann wieder segeln. Ich mache das vorsichtshalber nur mit der gerefften Genua, denn alle paar Minuten wird die plötzliche Windstille durch eine brachiale Boe abgelöst, die uns fast in den Wind schiessen lässt. Hätte ich da das Groß noch mit draußen, wäre der Autopilot ruckzuck am Limit und unser Kurs in die Gegenrichtung verkehrt. Ohnehin läuft Carpe selbst nur mit der verkleinerten Genua noch gute 5 Knoten. Bald kommt Bergen in Sicht. Eine schöne Stadt die ich bereits von einem früheren Besuch kenne. Besonders die typischen hölzernen Hansehäuser am Hafen sind auffallend. Der Hafen ist doch ganz gut besucht und so mache ich erst mal an der Hauptpier direkt an einer der Hauptverkehrsstraßen fest. Hier ist es laut und jede Menge Leute laufen durch mein „Wohnzimmer“. Außerdem ist der Stromanschluß so weit entfernt, dass ich selbst wenn ich alle meine Kakbel miteinander verbinden würde nicht genug Länge hätte. Also verhole ich mich an die mittlere Pier. Dort ist viel ruhiger, wenn auch hier viele Leute die ungewohnt warmen Temperaturen genießen. Der Rest des Abends ist dann mit der üblichen Bordroutine, etwas zu essen und ein wenig Lektüre schnell verbracht. Außerdem beauftrage ich per Mail einen Mechaniker, morgen bei Carpe einen Ölwechsel zu machen. Das hat sich der Motor redlich verdient und so will ich ihm ein wenig Wellness gönnen. Der Termin ist dann einfacher vereinbart als gedacht und um zehn Uhr will der Marina-Mann kommen und loslegen.

Heute morgen rappelt dann in aller früh mein Handy mit einer Mail des Handwerkers. „Um Missverständnissen vorzubeugen, der Termin muss bei uns außerhalb von Bergen statffinden. Ansonsten können wir den angebotenen Preis nicht halten“, schreibt er. Dabei hatte ich ihm gestern klipp und klar gesagt wo ich hinfahre und auf ihn warten werde. Jetzt will er plötzlich den doppelten Preis für seine Dienste. Der spinnt wohl. Ich lehne dankend ab und beschränke mich auf ein Lob für den Motor. Die letzten Tage wird er das Kind sicher auch so noch schaukeln. Mann , Mann, Mann …

Heute Vormittag drehe ich dann ne ausgedehnt Runde durch die Stadt. Es ist wirklich sehr sehr schön hier. Auch ein Ausflug auf den Floyen steht auf dem Programm. Ähnlich wie in Alesund kann man hier nämlich den „Hausberg“ erklimmen, um von dort eine grandiose Aussicht auf Stadt und Umgebung zu bestaunen. Gott sei Dank gibt es hier aber eine Bahn zum Gipfel und ich muss nicht schon wieder meine schweren Kadaver den steilen Weg hinaufwuchten :-).

Jetzt sitze ich im Cockpit, entspanne etwas in der Abendsonne und schreibe ein paar Zeilen. Eben war ich noch duschen, was auch ein ganz schöner Akt war. Denn man braucht einen Code für das hiesige „Servicecenter“. Der steht aber komischerweie nicht auf meiner Bezahl-Quittung. In der Tourist-Info kann man mir nicht helfen. Also rufe ich den Hafenmeister an, der mir das große Geheimnis schließlich verrät. Der Code lautet: 2017. Na da hätte ich auch so drauf kommen können. Als ich dann frisch geschniegelt zum Steg zurückkomme dreht eine norwegische Yacht ein paar Kringel. Die ältere Dame plärrt zu mir herüber, ob ich denn nicht mal ein bißchen Platz machen könnte, damit sie anlegen können. Die Lücke ist zwar auch so groß genug, aber freundlich wie ich nun mal bin, verhole ich Carpe ein Stück nach vorne. Dann kommt der Großmeister des Segelsports mit seiner 39er Hanse angedüst und knallt mir dabei fast wieder mal in den Windpilot. Nur die Heckleine die ich schnell von seiner Reling gegriffen und auf einem Poller belegt habe verhindert schlimmeres. Es dauert dann noch eine Weile bis das Team das Boot tatsächlich fest hat. Mir steht derweil der Angstschweiß auf der Stirn. Das wäre fast das dritte mal gewesen, dass mir irgendein Hirsch ins Boot fährt. Ich will ja nicht zu viel Klugscheißen, aber es gibt doch echt ne erschreckend große Menge Leute, die keinen Schimmer von dem haben, was sie da veranstalten und so regelmäßig sich und andere gefährden. Das geilste ist allerdings die Frau des Skippers, die mich anschließend sogar noch anmotzt, warum ich denn nicht norwegisch mit Ihnen reden würde. Ich glaub echt ich krieg nen Fön. Erst mache ich denen Platz, helfe beim Anleger und verhindere eine Kollision und muss mir dann noch son Senf anhören. Have a nice day …

Noch was Wichtiges: Heute habe ich endlich die Zusage vom „Cafe Sorgenfrei“ auf Fehmarn für unser Meet & Greet am 21. Oktober bekommen. Cool !! Das ganze findet also dort und nicht wie ursprünglich angekündigt im Sailors Inn statt. Das „Cafe Sorgenfrei“ hat in Burgtiefe zwei Lokale. Einmal draußen an der Zufahrt zum Hafen und einmal direkt am Rundsteg vom Yachthafen Burgtiefe. Und genau dort sind wir; am Rundsteg. Dort werde ich dann auch irgendwo anlegen. Essenstechnisch wird eine Kleinigkeit vorbereitet für die man dann je nach Hunger und Gustor nen kleinen Obulus in die Sammelbüchse werfen kann. Getränke latzt wie üblich jeder selbst. Ich freu mich schon.

Also dann .. schon wieder Zeit ans Essen zu denken. Ahoi !

Unterwegs nach Süden

25. September 2017 Besan 1

Tach zusammen, hier ein kurzes Lebenszeichen von mir sowie ein paar bewegte Bilder der letzten Tage meiner Reise gen Süden. Leider ist es momentan sehr flautig und wird wohl auch noch ein büschen so bleiben. Dafür ballert jeden Tag die Sonne und die Temperaturen sind mehr als spätsommerlich. Vielleicht kann ich in der Nacht von Mittwoch auf Donnestag mal ein paar Meilen Richtung Bergen wegsegeln. Morgen gehts aber erst mal zum „Bruder Leichtfuss“. Kennt ihr nicht ? Dann schaut mal hier: www.bruderleichtfuss.com. Ein echter Spitzenblog gegen den ich kaum anstinken kann. Außerdem lebt der Timo gerade in einem Fjord nicht weit von hier und morgen besuche ich ihn. Bier soll schon kalt gestellt sein. Ahoi und Gruss aus Floro !



Kaputt

24. September 2017 Besan 0

Oh Mann bin ich fertig. Hoffentlich werde ich nicht krank. Nach gut 7 Stunden Flautengeschiebe liege ich mit heißer Rübe und Kopfschmerzen im Salon. Die letzten Wochen ziehen so langsam doch Blasen. Gleich ab in die Koje und viel Schlaf tanken. Ansonsten passiert gerade nicht viel berichtenswertes. Nach wie vor kein Wind und die kommenden Tage auch keiner in Sicht. Weit draußen dafür viel Wind aber aus Süd. Ich versuche trotzdem jeden Tag ein paar Meilen zu machen. Stehe nach dem schönen Sandshamn gestern heute in Maløy. Kein wirklich sehenswerter Ort und einmal mehr ein reiner Stopp-over Hafen. Demnächst mehr ….

Von meinem iPhone gesendet

Alesund

22. September 2017 Besan 0

Ein schneller Gruß aus dem nächtlichen Alesund nach Hause. Seit gestern stehe ich mitten in der Stadt am Gästesteg und genieße die Errungenschaften der Moderne. Supermärkte, Cafes, Fresstempel, viel Kultur und schöne Parks haben mir heute einen schönen Tag beschert. Ich bin sogar die 416 Stufen zu der bekannten Aussichtsplattform hochgehechelt, um den wirklich imposanten Ausblick zu genießen. Alles in allem ist Alesund ein wirklich sehenswertes Städtchen mit vielen alten Jugendstilhäusern, die hier nach einem Großbrand im Jahre 1904 entstanden. Der Hafen ist übrigens im Gegensatz zu den anderen Plätzen meiner bisherigen Route echt gut besucht. Sogar auf Päckchen wird gelegen. Vorwiegend wohl Norweger die übers Wochenende in die Stadt kommen und hier ein wenig die Sau rauslassen:-). Ich war gestern abend auch mal ein Bierchen schlabbern. Allerdings „nur“ drei lecker Kilkenny, die aber voll und ganz gereicht haben. Morgen will ich dann weiter nach Süden. Was dabei nicht so erfreulich ist, ist die aktuelle Wetterlage. Denn scheinbar bin ich hier in einer Art Windloch gefangen. Während es rundherum eigentlich gut und ab und zu sogar zu viel bläst, wird für diese Region tagelang keiner bzw. kein nennenswerter Wind prognostiziert. Das ist natürlich nicht so toll, ist aber nun mal so. Also morgen wohl ein Stück mit dem Jockel. Die Etappe nach Alesund konnte ich übrigens unverhofft doch mehr segeln als zunächst befürchtet, denn es gab entgegen der Vorhersage eine zeitweise erfreuliche Brise aus östlichen Richtungen. Also dann … bis demnächst. Ahoi !

Grip und Meet & Greet

20. September 2017 Besan 3

Trauminsel Grip

Puh, heute bin ich aber im Eimer. Die letzte Nacht habe ich irgendwie so gut wie gar nicht geschlafen. Wie ein Derwisch habe ich mich in der Koje hin und her geworfen ohne richtig zur Ruhe zu kommen. Wenn ich dann doch mal gepennt habe, träume ich das wirrste Zeug zusammen und heute morgen fühle ich mich in der Folge wie zerschlagen. Es hilft aber nix, denn ich will weiter. Zumindest mal ein paar Meilen Richtung Bud. Am Dienstag war ich nach einem Tag mehr oder weniger Zwangspause aus Sula ausgelaufen und konnte bei schönem Wind die 45 Seemeilen bis zur kleinen Insel Grip schnell ins Kielwasser bringen. Grip selbst kündigt sich bereits weithin sichtbar mit einem alten Leuchtfeuer an. Dahinter der erneut kleine, karge Felsen mit einer Schar kleiner bunter Holzhäuser. Die Zufahrt zu dem südlichen Minihafen ist sehr eng und zu allem befindet sich mehr oder weniger direkt darin ein riesiger Felsen, an dem die Wellen brechen. Was aber viel unangenehmer ist, ist die Tatsache, dass meine Karten keine wirklich detailierten Infos zur Tiefe des Hafens bieten. Der Tiefenbereich wird mit 0,5 bis 5 Meter angegeben, was viel Raum für Spekulationen lässt. Aber immerhin wird der Hafen auch als für Yachten zugänglich ausgewiesen und so fasse ich mir ein Herz und fahre mutig hinein. Immer ein Auge auf dem Tiefenmesser taste ich mich ganz langsam in das enge Becken. Aber nicht zu langsam, denn es bläst hier sehr böig und ich will manövrierfähig bleiben. Den ersten Steg den ich sehe, lasse ich Backbord liegen. Denn darauf liegen allerlei Fischer-Utensilien. Das scheint mir nicht der richtige Anleger für Gäste zu sein. Also weiter hinein. Es wird enger und enger. Dann sehe ich einen weiteren kleinen Ponton, an den Carpe gerade so passen sollte. Der kleine Steg schwimmt ganz am Ende des Hafenbeckens direkt an einer groben Felskante. Ich hoffe mal das es da tief genug ist. Am Ende sind es knapp 3m Tiefe und damit ausreichend. Der Anleger selbst ist dann nicht so souverän, denn vor lauter Aufregung habe ich die Fender nicht runtergehängt. Vielmehr liegen sie noch an Deck und warten auf ihren Einsatz. In Lee vom Steg stoppe ich auf, springe bei minimaler Restfahrt auf den Ponton und stoppe Carpe mit der Leine auf der Mittelklampe. Möglichst zeitgleich versuche ich zumindest einen Fender unter der Reling hindurchzuziehen. Dann ist es geschafft. Carpe liegt sicher und ich staune. Die Insel ist mal wieder ein echtes Paradies. Quasi wie im Bilderbuch kommt man sich hier vor. Der Naturhafen um den herum das kleine Dorf erbaut wurde, wirkt fast wie eine Filmkulisse. Der anschließende kurze Rundgang führt mich durch enge Gassen (Straßen gibts keine) und vorbei an so allerlei liebevoll gepflegten Häusern. Nur wo sind die Bewohner ? Egal wo ich auch hin- oder hineinschaue, kein Mensch ist zu sehen. Alles ist abgeschlossen und verrammelt. „Ist das hier vielleicht eine Leprastation ?“, witzele ich kurz mit mir selbst. Aber auch abends bestätigt sich mein Eindruck, dass ich hier alleine bin. Alle Häuser sind dunkel und nirgendwo leuchtet auch nur eine Lampe. Sehr komisch das ganze, gerade weil im Hafen allerlei Fischerei-Gedöns herumsteht und auch ein Kutter angebunden ist. Darauf flattert sogar ein Offshoreanzug im Wind. Nun denn .. mir solls wurscht sein. Ich krieche früh in die Koje. Was folgt ist eine unruhige Nacht.

Heute gings dann für gute 30 Meilen nach Bud. Ein reiner Stopp-Over Hafen der jetzt nicht sooo viel zu bieten hat. Ein Fischer spendiert mir einen frisch gefangenen und bereits gekochten Krebs den ich an Ort und stelle verspeise. Dann der übliche Boots-Kram, Einkauf und jetzt noch schnell was für den Blog. Ich hoffe morgen bin ich fitter und besser drauf. Bin echt gerade etwas groggy. Will dann morgen wenns geht nach Alesund und dort vielleicht nochmal nen Tag Pause machen. Das Stück bis dorthin sind gute 30 Meilen, die ich mangels Wind morgen wohl unter Maschine abreiten werde. Mir solls recht sein. Ich bin die letzten Tage doch einige Meilen gut gesegelt und eine ruhige Motoretappe durch das Innenfahrwasser kommt mir vielleicht mal gar nicht so ungelegen. Was bleibt ist die Erkenntnis, das ich doch nicht der letzte Mensch auf Erden bin. Nach den einsamen Inseltagen weit draußen vor der Küste habe ich heute doch wieder einige Menschen getroffen und sogar mit ihnen gesprochen :-). Also dann …

Meet & Greet
Was das Meet und Greet in Burgtiefe/Fehmarn angeht, so habe ich mich jetzt auf Samstag, den 21. Oktober festgelegt. Das bietet mir noch etwas Luft nach hinten und ich muss nicht allzu sehr auf die Tube drücken. Vielleicht kann ich dann auch noch nen Stopp in Kopenhagen einschieben wenns passt. Leider hat sich der Cheffe vom Sailors Inn noch nicht bei mir gemeldet und bestätigt, dass wir das ganze dort machen können. Aber irgendwo kommen wir schon unter, denn Alternativen gibt’s auf Fehmarn ja genug. Ich halte euch insoweit auf dem Laufenden. Also .. den 21. schon mal dick im Kalender anstreichen. Ich freue mich auf euch !! Ahoi !

Sula

18. September 2017 Besan 0

Ohne Internet geht nix. Diese Erkenntnis hat mich heute morgen im hiesigen Lebensmittelladen getroffen. Dort hatte ich zuvor zwei Tüten mit den notwendigsten Dingen gepackt und an der Kasse festgestellt, dass meine Karten nicht funktionieren. Das lag allerdings nicht an meinem Plasticmoney, sondern an der gestörten Online-Verbindung. Aber der Reihe nach. Gestern morgen bin vom kleinen Eiland Mausund aufgebrochen, um die kurzen 10 Meilen bis nach Sula zurückzulegen. Bevor ich den Hafen verlasse, verbringe ich auch hier eine geschlagene halbe Stunde an der örtlichen Zapfsäule, die ums verrecken meine Karte nicht akzeptieren will. Mangels Wind ging es anschließend unter Maschine quer durch die wunderbare Schärenlandschaft und nur anderthalb Stunden später war ich dann auch da. Sula ist wie Mausund. Ein karger Felsen weit draußen im rauhen norwegischen Meer, viele bunte Fischerhütten und sonst viel Gegend. Am Steg gibt es im Gegensatz zu Mausund aber mal wieder Strom, Wasser und sogar ne Dusche. Außerdem gibt’s einen Pub. Der hat allerdings nur Freitag und Samstag geöffnet. Mist, hier hätte ich gestern mal schön ein Bier trinken können. Denn der Laden ist nicht nur urig, sondern urgemütlich. Aber eben dicht. Na egal. Ich mache es mir also unter Deck gemütlich, köchele was leckeres und halte das ein oder andere Nickerchen. Abends gibts dann plötzlich nen Schlag und der Strom is wech. „Das wird die Sicherung am Steg sein“, denke ich und steige von Bord. Aber weit gefehlt, denn draußen ist alles zappenduster. Die eben noch gemütlich beleuchtete Insel ist finster wie ein Bärenarsch. Scheinbar ist der Saft für das ganze Inselchen ausgefallen. Nun denn .. Dieselheizung an und weitermachen. Gegen 23 Uhr dann der nächste kurze Schreck. Eine der hiesigen Fähren läuft mit full speed in den Hafen ein und hält genau auf mich zu. In den grellen Scheinwerfern des Schnellbootes muss ich wohl ziemlich blöd dreinschauen. Nur ungefähre 5 Meter vor meinem Bug knallt der Kapitän dann den Rückwärtsgang rein und das Teil steht sofort. So wie meine Pumpe. In der Zwischenzeit hat es auch angefangen zu schütten. Jedenfalls ist die Fähre kurz darauf sicher vertäut und ich liege irgendwann in der Koje.

Heute morgen läuft dann wenigsten der Strom wieder, aber eben das Internet nicht. Die eigentlich für heute geplante Motoretappe Richtung Veilholmen fällt daher aus. Zum einen muss ich ja noch meine Latte beim Lebensmittelhändler bezahlen und so richtig Bock auf 6 Stunden Motorfahrt habe ich eh nicht. Morgen soll zudem wieder Wind aus Nordwest aufkommen. Also gammele ich noch etwas durch die Gegend, mache einen Spaziergang zum schönen Leuchtturm und kann mittags dann tatsächlich doch mit meiner Karte bezahlen. Nun sitze ich mal wieder in Carpes Bauch und schreibe euch diese Zeilen. Morgen früh will ich dann mit Wind und Segeln los Richtung Küste. Ziel hier: Storholmvagen. Ein kleiner Hafen, der laut zumindest einem meiner drei Revierführer nen Anleger für Yachten haben soll. So long …



Mausund

16. September 2017 Besan 4

Uff, dass war ein Tag. Bei sechs Windstärken und siebener Boen ging’s heute ganz früh los. Unmittelbar vor den Schären dann die gefürchteten Wellen in der sogenannten Folla. Die höchsten sicher an die sechs Meter. Der absolute Hammer. Außerdem gibt’s ein Problem mit dem Wasserhahn im Bad. Der läuft und läuft ohne dass ich es merke uns setzt alles unter Wasser. Fast der ganze Wassertank ist leer und schwappt in der Bilge. Das trocken zu legen ist bei dem Seegang schwer, funktioniert aber irgendwie. Insgesamt 10 Stunden brauche ich für die 65 Meilen. Das war schnell aber auch anstrengend. Dank der Spenden in die Bordkasse ,(vielen Dank!) genehmige ich mir gerade ein Bier und Walfleischgulasch hier im winzigen Mausund Hafencafe. All good & Ahoi.

Von meinem iPhone gesendet

Villa Fyoer

14. September 2017 Besan 1

Manchmal gibt es ganz lapidare Entscheidungen, von denen man anfangs gar nicht weiß, welchen Glücksfall sie plötzlich bedeuten können. So auch heute, als ich zunächst entschied, dass nicht so berauschende Rorvik trotz gemeldeter Flaute zu verlassen und unter Maschine ein paar Meilen Richtung Süden zu machen. Als Zielhafen hatte ich mir den kleinen Inselort Smävaert rausgesucht. Wie üblich ging mir die Motorerei aber schon nach zwei Stunden komplett auf den Keks, weshalb ich nochmal einen Blick in den Revierführer geworfen habe. Und siehe da: Auf dem Weg gen Süden lag noch eine Alternative. Nämlich das kleine Inselchen Villa, auf dem es laut Handbuch einen einzelnen Schwimmsteg in einer einsamen Bucht geben soll. „Da fahr ich hin.“, lautet kurz darauf die zweite Entscheidung des Tages. Weitere zwei Stunden später laufe ich durch das enge Fahrwasser in die Bucht ein und staune. Hier ist wirklich kein Mensch. Die Insel ist komplett unbewohnt. Nur ein paar verstreute Schafställe und zwei kleine Ferienhäuschen entdecke ich. Dann kommt der kleine Schwimmsteg. Carpe passt dort gerade so dran. An Land steht ein Schuppen mit allerlei Geraffel und knapp dahinter noch ein rot getünchtes Plumpsklo. Ich bin im Paradies. Ein erster Rundgang an Land lässt mich sofort schwärmen. Eine wunderbare karge Heide- und Moorlandschaft, nur unterbrochen von eiszeitgeschliffenen Felsplatten. In der Ferne blöcken ein paar Schafe. Ansonsten ist es mucksmäuschenstill.

Dann kommt aber doch noch etwas Leben auf, als ein Kutter in die Buch einläuft. Schon befürchte ich, dass ich nun meinen Spitzenplatz räumen muss. Aber weit gefehlt. Denn es sind eine Handvoll netter Leute aus dem nahen Ort, die heute Arbeitsdienst an dem historischen Leuchtturm und dem angeschlossenen Wärterhaus haben. Soll heißen, die über 100 Jahre alten Fenster werden für den Winter ausgebaut und alles verrammelt. Kurz entschlossen fordern mich die Männer auf Ihnen doch zu folgen. Schließlich müsse man den Leuchtturm und das Haus unbedingt sehen, wenn man schon mal hier sei. Eine halbe Stunde geht es anschließend über Stock und Stein zu der Anhöhe mit dem alten Gemäuer. Ich darf sogar ins Haus und wenig später auch in und auf den Leuchtturm. Von hier bietet sich ein Ausblick wie man ihn nur selten hat. Ich spüre Euphorie aber auch Demut vor diesem grandiosen Naturschauspiel. Eine Stunde später sitze ich in Capres Bauch. Draußen wird es dunkel, auf dem Herd brutzelt mein Abendessen und die Dieselheizung sorgt für wohlige Wärme im Salon. Was für ein Tag. Was für ein Platz. Ich bin gespannt ob ich morgen auch die richtigen Entscheidungen treffe. Ahoi !



Meilenfressen und Video-Botschaft

13. September 2017 Besan 14

Moin Moin zusammen aus Rorvik. Nach dem nunmehr achten Reisetag in Folge (davon immerhin sechs unter Segeln !) habe ich heute mal nen Ruhetag eingelegt. Von Rorvik habe ich mir – wenn ich ehrlich bin – etwas mehr versprochen. Denn nicht nur die Marina, sondern auch das Städtchen selbst sind nicht sooo der Bringer. Alles wirkt etwas steril und unpersönlich. Zudem werden heute schon den ganzen Tag draußen irgendwelche Löcher in den Fels gebohrt was Carpe und mich erzittern lässt. Aber wurscht, mir geht’s dennoch gut. Carpe ist klar, es gibt Strom und Wasser am Steg und eine Dusche habe ich mir gestern auch genehmigen können. Seit Lodingen war ich nun jeden Tag unterwegs, um möglichst viele Meilen gen Süden zu machen. Zum einen weil der Ostwind einen guten und vor allem segelbaren Kurs versprach, aber auch weil ich so langsam aber sicher Richtung Heimat kommen will. Nach den wunderbaren Tagen auf den Lofoten, ging es von Nusfjord zunächst in einem knapp 100 Seemeilen langen Schlag bis nach Traena. Eigentlich wollte ich ja noch ein bißchen weiter, aber die Nachtfahrt hatte mich doch ganz schön geschafft. Der Wind blies entgegen der Vorhersage doch etwas kräftiger als angenommen und die erneut steile und kabbelige See ließen kaum einen Moment zum ruhen. Hinzu kamen heftige Boen die es dem Windpilot schwer machten, den Kurs zu halten. Entschädigt wurde ich mit einer rasanten Fahrt mit langer Zeit durchschnittlichen 7 Knoten und Polarlichtern am Himmel. In der Anfahrt nach Traena habe ich wieder mal 25 Knoten auf der Nase. Zudem verpasse ich fast noch die enge Einfahrt in den Hafen. Die ist wirklich sehr schlecht auszumachen und man muss bei der zusätzlichen Strömung im Sund aufpassen nicht noch irgendwo auf Felsen vertrieben zu werden. Schließlich liege ich aber am Gästesteg der kleine Inselgemeinde und mache erst mal ein Schläfchen. Schön ist es hier. Auch wenn mal wieder keine Seele unterwegs ist. Der etwa halbstündige Marsch in den Ort führt mich vorbei am kleinen Fischereihafen, wo ich sogar eine Dusche in einem winzigen Holzhäuschen finde und nutze. Der Ort selbst ist klein und beschaulich. Wirkt ein bißchen wie „Amity“ aus den „Der weisse Hai“ Filmen. Der kleine Supermarkt hat noch zu, öffnet aber am Abend noch einmal. Also werde ich den insgesamt 60-minütigen Marsch wohl heute noch einmal auf mich nehmen.

Die nächsten drei Tage führen mich dann quer durch die norwegischen Schären nach Heroeysund, Broennoeysund und eben Rorvik. Tolles Segeln bei gutem – wenn auch erneut sehr böigem – Wind und sonnigem Wetter. Überhaupt habe ich mit dem Wetter gerade echt Glück. In Deutschland ist es ja wohl gerade nicht so toll. Hier scheint dafür seit Tagen die Sonne und vor allen Dinge ist es trocken. Auch die Temperaturen sind mittlerweile wirklich angenehm und der Heizlüfter hat immer häufiger Pause. Immerhin sind es seit dem Nordkapp ja auch schon wieder über 1000 km, die ich hinter mich gebracht habe. Ab Freitag soll erneut guter Wind aus Nordwest aufkommen. Dann soll es für mich weiter Richtung Süden gehen. Vielleicht lege ich morgen noch eine Motoretappe ein um den dann kommenden Schlag etwas abzukürzen. Ma guggn. Bis dahin wasche ich noch etwas Wäsche, fülle Proviant auf und versuche meine Akkus aufzuladen.

Ja und dann gibt es heute noch eine Video-Botschaft. Die Vorletzte geht an Mirko Roß. Lieber Mirko auch an Dich den üblichen Dank für deine liebe Unterstüztung beim „UM DEN TIGER“ Crowdfunding. Ich hoffe, dir gefällt die Botschaft die ich heute für dich zusammengestellt habe. Den Gruß selbst habe ich übrigens schon in Nusfjord aufgenommen. Ich hoffe wir sehen uns demnächst auf Fehmarn.



Und apropos Fehmarn. So gaanz langsam ist ja Land in Sicht und mit meiner Rückkehr in die Ostsee ungefähr Mitte Oktober zu rechnen. Wie schon nach dem Atlantik-Törn würde ich auch dieses mal gerne ein „Meet & Greet“ veranstalten. Soll heißen, wer Lust hat, bei meiner Ankunft dabei zu sein und anschließend beim Bier zu schnacken, ist gerne willkommen. Das ganze soll im Yachthafen Burgtiefe stattfinden, wo es mit dem „SAILORS INN“ auch eine schöne Location gibt. Dort kann man neben Kaltgetränken auch was leckeres zu essen bekommen. Wer hätte den Lust und würde kommen ? Der Termin wäre wie gesagt an einem Wochende etwa Mitte Oktober plus minus eine Woche. Der Wirt vom SAILORS INN hat mich außerdem gebeten zu checken, wie viel Leute denn so ungefähr kommen würden. Also schreibt mir doch dazu bitte kurz etwas in die Kommentare zu diesem Post. Ich würde mich natürlich sehr freuen, möglichst viele von euch zu treffen und mit euch zu feiern. So, ich muss Wäsche aufhängen 🙂 . Ahoi !

3000 Meilen

11. September 2017 Besan 1

Gut 3000 Meilen sind absolviert. Nach einem schönen aber sehr böigen Segeltag stehe ich nun in Broennoeysund. Morgen geht’s nach Roervik. Dann erst mal Pause und wieder etwas ausführlicher. All good & Ahoi.

Von meinem iPhone gesendet